Fayencen sind überwiegend mit sogenannten Scharffeuerfarben bemalt. Üblicherweise brannte man die unvermischt aufgemalten Farben (Metalloxide) zusammen mit der Glasur im offenen „scharfen“ Feuer (etwa 1100 Grad Celsius). Im Gegensatz dazu stellte man in Durlach die bemalten Stücke „offenbar jedoch nicht direkt in den Ofen, sondern … in eine große, mit Luftlöchern versehene Form in der Art einer Muffel“ (Katalog „Durlacher Fayencen“, Bad. Landesmus. Karlsruhe, 1995, S. 22). Üblicherweise wurden nur die feineren, nuancenreichen Muffelfarben so geschützt. Mit diesen wesentlich Hitze empfindlicheren Farben hat man auf die bereits glasierten Fayencen gemalt, so dass – in einer Tonkapsel (Muffel) – ein dritter Brand bei niedrigerer Temperatur (etwa 600 bis 800 Grad Celsius) folgen musste. Da es sich bei dieser Maltechnik – wie beim Porzellan – um eine Aufglasurmalerei handelt, erreichte man mit der reichen Farbpalette nuancierter und fein abgestufter Töne ein porzellanartiges Aussehen. Wegen der zusätzlichen Kosten für den dritten Brand benützten die Durlacher Maler zwar Scharffeuerfarben, stellten die bemalten Stücke zum Brennen jedoch in eine Muffel. Darin dürfte das Geheimnis der ungewöhnlich reichen Farbigkeit der Durlacher Malerei bestehen.
Die vier klassischen Scharffeuerfarben sind Blau (kobalthaltig), Gelb (antimonhaltig), zweierlei Grüntöne (kupferhaltig) und ein Braunviolett (braunstein- beziehungsweise manganhaltig). Ein kräftiges Blau findet sich bereits bei den ersten uni dekorierten Durlacher Geschirren mit sogenanntem „Randbortendekor“ (um 1725) und dem späteren „Behangmuster“ (um 1750). Neben den üblichen Scharffeuerfarben fällt in Durlach ein häufig dominierendes Ockergelb auf. Ab 1755 ist eine zunehmend reichere Farbpalette festzustellen. Während Mischfarben im „scharfen“ Feuer üblicherweise selten glückten, zeichnen sich Durlacher Erzeugnisse durch braune, rotbraune, braunviolette, olivgraue, violettgraue und graue Partien aus. Außerdem gelang hier ein Rot (Eisenverbindungen), das bei den meisten Manufakturen im „scharfen“ Feuer verbrannte. Auch das bemerkenswerte Durlacher Schwarz verdankt seine auffallend tiefe Färbung sicherlich den verwendeten Tonkapseln. Optisch könnte man es für eine Muffelfarbe halten, doch Farbabsplitterungen beweisen, dass die Farbe in die Glasur „eingebettet“ und nicht wie bei den Muffelfarben auf der Glasur liegt.
Birnkanne: In dreiseitiger Rocaillenkartusche sitzt eine Frau am Spinnrad, auf einem Tischchen daneben steht eine Weinflasche mit Glas. Beischrift: „Christina Pfesterin 1840 – Genieset stets mit Freuden den edlen Rebensaft, er stärkt den Mensch im Leiden und gibt ihm Muth und Kraft“. Es handelt sich um ein Beispiel aus dem Jahr der Schließung der Manufaktur! Seitlich die typischen Blumenbuketts und die zeittypische Rebenbordüre
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