Ebenso typisch wie Farbpalette und die Gefäßform sind auch die charakteristischen Dekore. Die häufigen Aufschriften, Jahreszahlen und Konturzeichnungen sind stets in dem erwähnten tiefen Schwarz gehalten. Persönliche Namen, häufig mit Datum, zählen zu den Besonderheiten der Beischriften und lassen deutlich die Spezialisierung der Maler für derartige Auftragsarbeiten erkennen. Bei Trinkgefäßen anderer Manufakturen kommen Besitzernamen – gelegentlich auch nur Monogramme – weitaus seltener vor; bei den Durlacher Birnkrügen überwiegen persönliche Beschriftungen. Trotz individueller Bestellerwünsche ist ein einheitlich charakteristisches Erscheinungsbild entstanden, das sich trotz wechselnder Kunststile im Laufe der Jahrzehnte nur partiell und unerheblich veränderte. Die Krugfront beherrscht ein – meist auf den Besteller bezogenes – malerisches Sujet. Anfangs wurde es von Rocaillen, später von einfacheren Rahmen eingefasst. Häufig flankieren seitliche Blumensträuße das Zentralmotiv. Unterhalb des Gefäßrandes oder der umlaufenden Randborte steht die obligatorische Beschriftung. Dies bestätigt ein Zitat aus dem Katalog des Reiss-Museums: „Von den 39 Durlacher Birnkrügen im Reiß-Museum trägt lediglich der früheste, um 1750 entstandene, keine Inschrift.“
Der Name des Bestellers oder Bedachten ist gelegentlich mit einem Frauennamen kombiniert. Dabei deuten unterschiedliche Nachnamen darauf hin, dass es sich wohl um Verlobungs- oder Hochzeitsgeschenke gehandelt hat. Solitäre Frauennamen kommen relativ selten vor; unter den 39 Krügen des Reiss-Museums nur ein einziges Mal. Widmungen, Erinnerungs- oder Dankestexte lassen das breite Spektrum der unterschiedlichen Anlässe für Bestellungen erahnen. Zusätzlich gereimte Beischriften sind eine Fundgrube vielfältiger, naiver Volkspoesie. Die meisten Sprüche haben naturgemäß Liebe, Freundschaft oder Wein zum Inhalt, unmittelbar gefolgt von Reimen mit Bezug auf unterschiedliche Berufe und Professionen. Sehr beliebt waren auch Sprichwörter und andere Spruchweisheiten. Dagegen sind Beischriften mit religiösem Inhalt selten – vielleicht weil der Verwendungszweck der Kannen ein zu deutlich weltlicher war. Insgesamt 230 Spruch-Beischriften hat Dr. Marie Salabova aufgelistet. Besondere Erwähnung verdienen vier Reime, die sich auf das damalige Modegetränk Kaffee beziehen. Für den Türkentrank hat Durlach zwar spezielle, kleinere Kaffeekannen mit markanten Ausgüssen und Steg- oder J-Henkeln hergestellt, doch offensichtlich haben manche Auftraggeber auch für Kaffee die markanten Schenkkannen geordert – ein deutlicher Hinweis auf die große Beliebtheit dieser Gefäßform.
Zwei signierte Birnkrüge: Eine Fabrikmarke hat es in Durlach nicht gegeben. Neben Größen- und Formenziffern kommen gelegentlich Malerzeichen und selten Malersignaturen vor. Die Kornwestheimer Ausstellung zeigt zwei mit „Löwer“ signierte Krüge. Da neben Syrakus Löwer noch vier seiner Söhne in Durlach als Maler tätig waren, ist es schwer, die Malereien einem bestimmten Familienmitglied zuzuschreiben. – Links: in einer Ovalreserve ein Cellospieler in Interieur. Beischrift: „Jacob Müller – Catharina Hüglerin – 1812“. Die Signatur findet sich auf dem Boden über partiell mit Glasur gefüllten Abdrehrillen. – Der zweite Krug (auf dem Foto rechts) aus dem gleichen Jahr zeigt in einer dreiseitigen Rocaillenrahmung einen von Rebstöcken flankierten Wengertschütz (Weinbergpolizist) mit umgehängter Pistole und einem Signalhorn. Beides diente zum Vertreiben der Vögel aus dem „reifen“ Wengert. Die seitlichen Buketts stimmen auffallend mit denen des linken Kruges überein, so dass es sich bei beiden Krügen um den selben Maler handeln könnte. Die Signatur befindet sich auf einem glatt gestrichenen Boden. Damit dürfte feststehen, dass verschiedene Dreher zur gleichen Zeit die Krugböden unterschiedlich ausgeführt haben
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