Überwiegend werden Männer als Jäger und Sammler erzogen während Frauen für Haus und Hof zuständig sind. Nicht ganz so, aber doch ähnlich verlief meine Jugend in einer klassischen Mittelstandsfamilie, die in zweiter Generation in Durlach eine Druckerei betrieb.
Geboren 1944, habe ich, als Ältester von 4 Kindern, schon früh gelernt, dass nichts weggeworfen wird, das man irgendwann vielleicht auch nur in Teilen wieder gebrauchen kann. So war unser Speicher über dem Betriebsgebäude seit dem Gründungsjahr 1913 für alle immer der Platz, um Ausrangiertes oder Überflüssiges aufzubewahren. Natürlich war es uns Kindern strengstens verboten, in diesem Gebäudeteil sich aufzuhalten, geschweige denn, dort auf Entdeckungstour zu gehen. Als Erstgeborener konnte ich nichts von meinen Geschwistern erfahren oder lernen, sondern musste meine Erfahrungen selbst, manchmal gar schmerzhaft, machen. Doch einiges, wenn auch nicht vieles aus dieser Zeit, besitze ich heute noch in meiner Sammlung. Vielleicht war dies der eigentliche Beginn einer wunderbaren Leidenschaft – dem Sammeln.
Nach den Jahren der Schule und Ausbildung habe ich begonnen, mich für meine Heimatstadt DURLACH zu interessieren und mit dem Sammeln von Ansichtskarten begonnen. Es folgten Urkunden und Firmendrucksachen und immer wieder war mal da und dort Interessantes zu sehen und / oder auch zu finden. Zeugnisse der ehemals selbständigen Stadt Durlach gab es wirklich viele und dazu auch manches im elterlichen Druckereibetrieb.
Im Jahre 1973, drei Jahre nach meinem Abschluss als Buchdruckermeister und staatlich geprüfter Druckereitechniker gründete ich das „Durlacher Stichekabinett“. Mein Ziel war, eine Handelsfirma für alte Drucke und Repliken, überwiegend Durlacher Motive, zu betreiben. Bilder wollte ich im eigenen Haus rahmen und die selbst hergestellten Kunstdrucke und Reproduktionen gleich geschenkfertig anbieten. Es war eine schöne Arbeit aber kein Geschäft. Sammeln wurde dafür nebenher immer mehr zur Freizeitbeschäftigung, aber die Trennung von schönen, häufig auch seltenen Stücken fiel mir unwahrscheinlich schwer.
Das Sammelgebiet DURLACH wurde im Laufe der Zeit immer komplexer. Neben Ansichtskarten, Büchern, Stichen, Bildern, Werbeartikeln und Gebrauchsgegenständen konnte ich irgendwann sogar einen echten Durlacher Fayencekrug erwerben. Wenig später ersteigerte ich dann meinen ersten Reservistenkrug vom Badischen Train Bataillon Nr. 14, welches um 1890 vom Schloss Gottesaue aus nach Durlach umzog. Dies alles spielte sich anfänglich in meinem Zimmer in der elterlichen Wohnung ab, geraume Zeit später dann in einer frei gewordenen kleinen Wohnung im Haus.
Jahre danach konnte ich durch Zufall ein Nachbarhaus vom Druckereibetrieb, der auch unsere Wohnadresse war, erwerben. Endlich hatte ich genug Platz zum Sammeln, waren es doch über zwei Etagen die ich im ersten und zweiten Obergeschoss neu dazubekam. Im Keller und Parterre war für die Druckerei auch noch etwas Fläche übrig. Damals noch großzügig eingerichtet mit kleinen Regalen und Vitrinen muss ich mich heute wundern, wie schnell die Räume sich füllten. Nur DURLACH als Sammelgebiet ist eben nicht gerade häufig, sind doch Sammler eher an Themen wie Brauereien, Bahnhöfen, Poststationen, Orden oder Münzen interessiert.
Ich war richtig stolz auf mein kleines, aber feines Privatmuseum in der Durlacher Altstadt. Geschützt von allen Seiten, in unmittelbarer Nähe meines Arbeitsplatzes, konnte ich leicht mein Tagewerk auch mal in diesem Umfeld entspannt beenden.
Zufällig ergaben sich wenige Jahre später räumliche Veränderungen bei einem der Druckerei angeschlossenen selbständigen Satzbetrieb. Gleich eine ganze Etage wurde für mich frei. Durch den Kauf von mehreren gebrauchten, aber noch gut erhaltenen Glasbzw. Schauschränken, hatte ich die Möglichkeit, meine mittlerweile übervollen Museumsräume neu zu ordnen. Den lang gehegten Wunsch nach einem eigenen, digitalen Fotostudio konnte ich in einem sich anschließenden Raum sogar auch noch verwirklichen.
Der Bereich Militaria, zu Anfang nicht unbedingt ein Sammelschwerpunkt von mir, hatte sich innerhalb weniger Jahre ganz respektabel entwickelt. So bot es sich förmlich an, in dem neuen, allerdings räumlich getrennten Bereich, eine Sonderabteilung für den Badischen Train aus Durlach einzurichten. Spiegel in den Schränken öffneten den langen Raum optisch zur Seite und Vitrinen mit zweidimensionalen Schaustücken boten das passende Pendant. Für einige Durlacher Fayencen und kleine Besonderheiten war als schmückendes Extra sogar auch noch etwas Platz.
Ich möchte nicht versäumen, mich an dieser Stelle besonders bei meiner verständnisvollen Frau Maria zu bedanken, die mich Sammeln lässt. Mein Dank gilt selbstverständlich auch meinen Freunden die mir im Zusammenhang mit der Herausgabe dieser Publikation zur Seite standen. Als Ruheständler freue ich mich täglich über immer neue Möglichkeiten, die sich bei den unterschiedlichsten Internetportalen auftun und sehe dann recht einfach, was so alles von DURLACH bei den vielen Auktionen in unserem Land angeboten wird. Sammler sind eben die Jäger der Neuzeit die in unserer hoch technisierten Umwelt oft belächelt werden. Immer auf der Suche nach neuen Objekten finden sie keine Ruhe, aber kann man auf sie verzichten?
Sicherlich ist Glück ein Begriff der unheimlich viele Interpretationen zulässt. Mir genügen die Momente des Glücks, in denen ich umgeben bin von meinen vielen gesammelten Stücken, die ich für meine Heimatstadt retten und bewahren konnte. Es gibt mir immer wieder neue Kraft mein Hobby zu pflegen und meiner Leidenschaft zu frönen. Das ist für mich Glück.