Die große Beliebtheit alter Durlacher Fayencekrüge hat bereits im frühen 20. Jahrhundert dazu geführt, dass neben erkennbaren und meist entsprechend deutlich gemarkten Kopien auch Fälschungen hergestellt wurden. In den 1920er- Jahren ließ die Zinngießerfirma Weygang, Öhringen, nachweislich Durlacher Originale in der Mosbacher Majolikafabrik nachmachen. Mit einer schwarzen Bodenmarke „W“ (für Weygang) und in alter Manier gefertigten Zinnmontierungen wurden die sehr täuschend imitierten Erzeugnisse zunächst zwar als Kopien offeriert, doch beim „Second- Hand-Handel“ dann häufig als Originale verkauft. So wurde beispielsweise im Auktionskatalog der Münchner Fa. Helbing bereits 1928 ein solch „falscher“ Krug als Durlacher Original versteigert. Nach dem Zweiten Weltkrieg – im Rahmen des großen Antiquitäten- Booms – kamen viele gefälschte Fayencen aus dunklen Kanälen, angeblich vor allem aus dem Ostblock, auf den deutschen Markt. Den Sammlern können derartige in Kornwestheim ausgestellte Fälschungen wichtige Erkenntnisse vermitteln, damit sie vor künftigen Fehlkäufen gefeit sind.
Kunstfreunde erfreuen sich sicherlich an den ausgestellten Kopien der Staatlichen Majolikamanufaktur Karlsruhe. Diese freien Nachempfindungen Alt- Durlacher Vorbilder sind in alter Tradition gefertigt und stellen schöne Dekorationen dar. Sie sind fast immer mit der Pressmarke der Karlsruher Majolika-Manufaktur gemarkt, daher können sie nicht mit Durlacher Originalen verwechselt oder als solche verkauft werden. Problematisch sind dagegen manche Kopien von Hermann Vollmer. Dieser talentierte Keramiker aus Karlsruhe-Knielingen hat um 1925 bis 1935 – teilweise im Auftrag der Karlsruher Majolika-Manufaktur – ebenfalls Durlacher Originale kopiert. Bei den von ihm mit seinem Monogramm „HV“ bezeichneten Krügen weiß der Kenner, dass es sich um Nachbildungen handelt. Bei seinen unsignierten Krügen muss der Sammler allerdings auf der Hut sein, denn nur der Vergleich mit Originalen lässt die Nachbildung erkennen. Und wer will schon eine Kopie erstehen und dafür den etwa zehnfach so hohen Preis eines Original bezahlen?
Zwei Birnkrüge nach Durlacher Vorbildern: Karlsruher Majolika Manufaktur, zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Links: mit Prägemarke, rechts gemalte Marke: jeweils Badisches Wappen mit Firmierung. Die Karlsruher Majolika Manufaktur hat bereits in den 1930er-Jahren Durlacher Birnkrüge kopiert. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beliebten Vorbilder wieder nachgemacht. Neben dem Blumen staffierten Krug (links) ist die rechte Birnkanne ein besonders markantes Beispiel für die Wiederaufnahme von Dekoren des 18. Jahrhunderts. Aus dem Jahr 1796 stammt das Durlacher Original, das der Maler Hermann Vollmer um 1935 für die Karlsruher Majolika Manufaktur frei kopiert hat (Besitz: Bad. Landesmus. KA). Die Kornwestheimer Ausstellung zeigt die identische Karlsruher Kopie von 1998 (Abb. rechts)
Fälschung eines Durlacher Kruges, drittes Viertel 20. Jahrhundert: Das Original dieses Kruges befindet sich im Reiss-Museum, Mannheim. Das Emblem der Fischer (drei sich überkreuzende Fische) findet sich identisch auf dem Original von 1761, ebenso wurde der Duktus der späteren Jahreszahl 1789 sehr gut nachempfunden. Anstelle der floral verzierten Rocaillenumrahmung des Mannheimer Vorbildes hat der Fälscher das Zentralmotiv in die bekrönte Palmwedelreserve des ältesten, bekannten Kruges von 1754 (Bad. Landesmus. KA) gestellt. Die Beischrift „Adam Langbein in Esslingen“ entsprang wohl seiner Fantasie. Im Gegensatz zu den glatten, rahmig glänzenden Originalglasuren erscheint die Glasur der Fälschung matt und ist stark craquelliert. Weitere Merkmale lassen ebenfalls die Fälschung erkennen: Der Krug ist ungewöhnlich stark gebaucht, der mächtige Hals ist zu groß und zu ausladend. Der eingedrückte Ausguss ist ebenfalls zu dominierend. Die Henkelbemalung passt nicht zur Zeit. Im Vergleich mit einer späten originalen Henkelbemalung vermisst man das Dekorative; der Fälscher hat sie zu zierlich und pedantisch ausgeführt. Da keine Bezeichnung auf eine Nachahmung hinweist, wurde der Krug offensichtlich in betrügerischer Absicht hergestellt
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