Während flache Geschirre – ebenso wie Henkel, Ausgüsse oder Garnituren, Ansatzstücke und Reliefauflagen – in Formen gegossen oder gepresst wurden, hat man Vasen, runde Schalen, Kannen und Krüge auf der Töpferscheibe gedreht. Zum Abnehmen der fertig geformten, fest auf der Drehscheibe sitzenden Rohlinge benützte der Töpfer einen Draht. Beim Abschneiden („Abdrehen“) entstanden typische exzentrische Rillen auf dem Kannenboden. Bei frühen Krügen sind diese Abdrehrillen deutlich zu erkennen, später sind sie gelegentlich mit Glasur ausgefüllt oder werden gänzlich von dieser überdeckt. Nach 1800 hat man die Krugunterseiten meist glatt gestrichen und unglasiert belassen. Der Henkel wurde mit Tonschlicker angesetzt („angarniert“). Zu den weiteren Eigenheiten der Durlacher Birnkrüge gehörten zunächst die manuell eingedrückten Schnauzen („eingefalteter“ Ausguss), in der Spätzeit die angesetzten Ausgüsse. Die fertigen Rohlinge wurden an der Luft „lederhart“ getrocknet, danach im Schrühbrand hart gebrannt, wobei der Scherben jedoch porös (wasserdurchlässig – wie etwa Blumentöpfe) blieb. Deshalb erhielten die „geschrühten“ Stücke – meist durch Eintauchen in eine Glasurflüssigkeit aus Quarzsand und Zinnoxyd – innen und außen eine entsprechende Deckschicht. Diesem aufgebrachten Glasurbrei entzieht der poröse Scherben beim Trocknen das Wasser, so dass schließlich ein weißlicher Überzug übrig blieb, der im Glasurbrand aufgebrannt wird. Das unterschiedliche Aussehen manufakturtypischer Glasuren zählt zu den technischen Merkmalen und dient – wie die Scherbenfarbe – zur Herkunftsbestimmung ungemarkter Fayencen. Zum Beispiel zeigen Schrezheimer Erzeugnisse eine leicht bläuliche, mit Magermilch vergleichbare Glasur, während die glänzend weißen Glasuren von Durlach (aber auch von Crailsheim) eher als sahnig oder rahmig charakterisiert werden können. Gelegentlich wurde dem Glasurbrei auch Farbe beigemischt. Blaue oder kräftig türkisgrüne Glasuren waren bei verschiedenen Manufakturen beliebt; Durlach hat im späten 18. Jahrhundert zeitweise lindgrün- gelbliche Glasuren – vorzugsweise für Geschirre – verwendet. Als „Malgrund“ wurden die Birnkrüge jedoch stets weiß glasiert.
Vier Birnkrüge mit typischen Randbordüren: Während in der Frühphase die Ränder ohne Dekoration blieben, kamen in den 1780er-Jahren uni blaue, parallel zum Rand verlaufende Bänder (rechts) auf. Sie waren unterschiedlich ornamentiert. Nach 1800 wurden sie durch die für Durlach markanten, grün-gelben Bordüren (Mitte, links und rechts) mit unterschiedlicher Innenzeichnung ersetzt. Eine ungewöhnliche Ausführung mit blauem Girlandenbehang zeigt der Krug (Mitte rechts). Seit den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts erhielten die bald auch mit angesetzten Spitzausgüssen versehenen Birnkannen hellgrüne Rebenranken mit naiv gemalten blauen Trauben
Einer der interessantesten Krüge der Ausstellung: Beischrift: „Gerog Jacob Herzog, Schwanenwürth (Wirt) – in Eichstätten – Christian Heitzmanin – 1815 – Gefählig gebt der Wirth den Gästen seinen Wein, Drum läst er sich bezahlen und schänkelt auch gern ein.“ In dreiseitigen Rocaillenbögen, die sich auch über die linke Krugseite hinziehen, steht frontal das mächtige Gasthaus „Zum Schwanen“. Davor steht ein Soldat und Mann mit Dreispitz. Links trifft ein Pferdewagen ein. Während links das übliche Blumenbukett zu finden ist, wird es rechts durch bekrönte Bäckerembleme mit flankierten Löwen ersetzt. Es ist erstaunlich, welch reiche Informationen die naive Malerei liefert: Georg (man beachte den Schreibfehler!) J. Herzog war nicht nur Schwanenwirt, sondern auch zünftiger Bäcker. Er hatte um 1815 ein sehr stattliches Anwesen in Eichstetten/Hochschwarzwald
© „Trödler & Sammler Journal“, GEMI Verlags GmbH, 85293 Reichertshausen